Was ist ein Dekubitus (Definition)?
Der Dekubitus ist unter diversen Namen bekannt wie zum Beispiel unter dem Druckgeschwür, dem Wundliegen oder auch dem Durchliegegeschwür. Im Grunde meinen sie alle dasselbe, dass die Haut, je nach Stadium auch das darunter liegende Gewebe, aufgrund von anhaltendem Druck beschädigt wurde. Die beschädigte Haut ist örtlich begrenzt, kann aber an mehreren Hautstellen auftreten.
Dekubitus ist keine eigenständige Krankheit und tritt meistens in Verbindung mit anderen Erkrankungen, welche die Beweglichkeit stark einschränken, auf.
Wie entsteht ein Dekubitus?
Ein Dekubitus entsteht durch die zu hohe Druckbelastung an einer gewissen Stelle der Haut und des darunter liegenden Gewebes. Dabei spielt es keine Rolle, ob die genannte Beanspruchung über längere Zeit anhält oder ob es sich um ein einmaliges Ereignis handelt. Wie lange es dauert, bis sich ein Dekubitus entwickelt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die oberste Schicht der Haut ist sehr robust, da sie keine Blutgefässe wie auch Nerven besitzt. Aus diesem Grund wird ein Druckgeschwür erst später an der Hautoberfläche sichtbar. In den ersten Schritten wird zunächst das Gewebe unterhalb der Haut (Muskeln oder Fettgewebe) geschädigt, da durch anhaltenden Druck die Durchblutung lokal vermindert bzw. Eingestellt wird.
Bei wem können Dekubiti entstehen (Risikofaktoren)?
Wie zuvor beschrieben, ist ein Dekubitus keine Krankheit, sondern ein Symptom. Druckstellen treten aufgrund von Bewegungseinschränkung und der damit verbundenen zu hohen Druckeinwirkung auf. Deshalb sind insbesondere Personen von Druckgeschwüren betroffen, die lange Zeit am Tag liegend oder sitzend in derselben Position verbringen, was beispielsweise bei Personen im Rollstuhl oder nach einer Operation sowie bei bettlägerigen Personen der Fall sein kann.
Weitere Risikofaktoren, wodurch die Entstehung von Dekubiti gefördert wird:
Feuchtigkeit aufgrund von: Schweiss, Wundsekrete, Harn oder Stuhlgang durch mangelhafte Körperhygiene oder Inkontinenz
Durchblutungsstörungen aufgrund von: Gipsverbänden, starkem Unter- oder Übergewicht, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Herzkreislauferkrankungen, Bewegungseinschränkung, Bewegungsunfähigkeit
Mechanische Beanspruchung aufgrund von: Falscher Lagerung, Scherwirkung bei schlechter Umlagerung und oder Mobilisation, Falten in der Bettauflage, zu klein gewählte Sitzbreite beim Rollstuhl, falsche Matratze, zu eng sitzende Kleidung, zu enges Brillengestell, lange O2 Pflicht (Nasenbrille).
An welchen Orten am Körper entsteht ein Dekubitus?
Ein Dekubitus kann durch zwei verschiedenen Druckeinwirkungen entstehen. Zum einen durch die Belastung von Aussen (z.B durch Falten im Bettlaken, Schienen oder Katheter, Scherkräfte). Zum anderen aufgrund von Druck von Innen (z.B bei Knochen, welche nur von wenig Fett- beziehungsweise Muskelgewebe umgeben sind).
Insofern sind die häufigsten betroffenen Körperstellen dort, wo die Haut direkt über dem Knochen liegt zum Beispiel (in Klammern Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe):
- die Fersen (Lammfell Fersenschoner)
- die Sitzbeinhöcker (Antidekubitusmatratzen/Sitzkissen)
- am Gesäss (Antidekubitusmatratzen/Sitzkissen)
- die seitlichen Oberschenkel/Trochanter (Lagerungskissen)
Seltener entstehen Dekubitus Geschwüre an:
- an den Zehen und Knöcheln (Lagerungskissen)
- an den Knien (Lagerungskissen)
- an den Wirbelvorsprüngen (Antidekubitusmatratzen)
- an und hinter den Ohren (Lagerungskissen)
- am Hinterkopf (Lagerungskissen)
- den Schulterblättern (Antidekubitusmatratzen)
Bild 1: Dekubitus Körperstellen in unterschiedlichen Positionen
Dekubitusprophylaxe: 5 Tipps, um einen Dekubitus vorzubeugen
1) Optimale Hautpflege
- Verwendung von pH-neutralen Mitteln
- Für falten- und krümelfreie Bettwäsche und Kleidung sorgen
- Salben, Vaseline und Melkfett nur auf ärztliche Anweisung einsetzen (führt zu Wärmestau)
- Feuchtigkeit auf der Haut durch beispielsweise Inkontinenz oder Schwitzen vermeiden
2) Die Durchblutung verbessern
- Vermeidung von durchblutungshemmenden Faktoren (enge Verbände/Kleidung)
- Pflegebedürftige Person, wenn möglich mehrmals am Tag zu motivieren sich aufzurichten
3) Die Bewegung fördern, optimale Lagerung
Bewegung bedeutet neben Selbständigkeit, Druckentlastung und Durchblutungsförderung. Wenn das Aufstehen oder Herumlaufen nicht mehr möglich ist, können einfache Bewegungen im Bett beispielsweise mit den Beinen und Armen kreisen oder die Knie anziehen und wieder strecken ausgeführt werden. Lassen Sie sich die Bewegungen von Fachpersonal zeigen. Wenn das selbstständige Bewegen nicht mehr möglich ist, sind assistierte Bewegungen unumgänglich. Idealerweise wird die Liege- bzw. Sitzposition alle halbe Stunde mindestens geringfügig verändert. Auch gesunde Menschen passen ständig unbemerkt ihre Position an.
4) Druckentlastung durch spezielle Lagerungstechniken und optimale Mobilisation
Es gibt viele verschiedene Lagerungstechniken und Lagerungshilfen, um den Druck auf- und unter der Haut möglichst gering zu halten. Den sinnvollen Einsatz dieser Hilfsmittel beherrschen Pflegekräfte, wobei diese zur Hilfe dazu geholt werden sollten. Denn damit die Lagerungstechnik das Richtige bewirkt, ist eine korrekte Ausführung notwendig. Ebenso kann die Mobilisation mittels entsprechender Hilfsmittel wir Rutschbrettern oder Gleitmatten nahezu frei von Scherkräften durchgeführt bzw. unterstützt werden.
5) Die optimale Ernährung
Für die Wundheilung werden 60 % mehr Nährstoffe benötigt, als wenn eine Person gesund ist. Aus diesem Grund ist eine optimale Ernährung umso wichtiger, dabei sollte bei den Mahlzeiten ausgewogen auf Eiweisse, Vitamine sowie Mineralstoffen geachtet werden.