Der akute Verschluss eines Koronargefässes setzt die Durchblutung des zu versorgenden Herzmuskelgewebes kritisch herab oder hebt sie komplett auf. Das nicht mehr durchblutete Muskelgewebe geht zugrunde, es bildet sich eine Nekrose, die als Infarkt bezeichnet wird. Das entstehende Narbengewebe kann sich nicht mehr aktiv an der Pumpleistung des Herzens beteiligen.
Je nachdem, welche Koronararterie betroffen ist, spricht man von einem Vorder-, Seiten- oder Hinterwandinfarkt. Am häufigsten befindet sich das Infarktareal im Bereich der linken Ventrikelwand. Tritt ein weiterer Infarkt noch in der Akutphase des ersten auf, so spricht man von einem Zweitinfarkt. Kommt es mehrere Wochen nach dem ersten Infarkt zu einem erneuten Verschluss des Koronargefässes, spricht man von einem Re-Infarkt.
Häufigkeit
Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen mit 52% die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern dar. Davon entfallen 20% auf den Herzinfarkt.
Beeinflussende Risikofaktoren
- Hypercholesterinämie
- Stress
Unbeeinflussbare Faktoren sind
- Lebensalter: 53% der Erkrankten sind älter als 75 Jahre. Es darf jedoch nicht ausser Acht gelassen werden, dass auch Menschen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr erkranken.
- Geschlecht: Von der Menopause ist das Risiko von Frauen, einem Herzinfarkt zu erleiden, relativ gering. Ab dem 65. Lebensjahr ist das Risiko von Frauen und Männern gleich hoch.
- Genetische Disposition: Die Gene haben Einfluss darauf, welche Risikofaktoren und Erkrankungen bei einem Menschen entstehen, so dass die Vererbung auch beim Herzinfarkt eine Rolle spielen kann.
Symptome
- Akut auftretender retrosternaler Schmerz in den linken Arm, den Hals, Unterkiefer, Rücken oder Oberbauch ausstrahlender Schmerz in der linken oder rechten Brustseite.
- Starkes Angstgefühl hin bis zur Todesangst, Beengungsgefühl und Unruhe
Bei etwa 15% der Patienten verläuft der Herzinfarkt "stumm", da z.B. bei Diabetikern aufgrund von Nervenveränderungen die Schmerzempfindung herabgesetzt ist. Der Herzinfarktschmerz unterscheidet sich vom "gewöhnlichen" Angina-pectoris-Anfall durch:
- die Dauer - der Schmerz kann über mehrere Stunden anhalten
- das Nichtansprechen auf Glyzeroltrinitrat
- gleichbleibende Intensität trotz körperlicher Entlastung
Begleitsymptome
- Schweissausbruch, Übelkeit, Erbrechen
- Puls: normal, bradykard oder tachykard, häufig mit Rhytmusstörungen
Bedeutung für den Herzinfarkt Patienten
Der Herzinfarkt wird von vielen Menschen als ein Ereignis erlebt, das meist aus "voller Gesundheit" heraus wie ein Blitz in ihr Leben einschlägt. Je nach Intensität der Symptomatik wird der Erkrankte, vielleicht das erste Mal in seinem Leben, mit Todesangst konfrontiert. Diese bedrohliche Situation kann eine tiefe seelische Verunsicherung hervorrufen. Die Pflege und Behandlung auf der Intensivstation zu Beginn der Erkrankung, kann zu einer zusätzlichen Belastung beitragen. Häufig gesteht der Patient sich und seinen Bezugspersonen seine Ängste und beunruhigenden Gefühle nicht ein. Einige Patienten entwickeln depressive Verstimmungen, andere wiederum verdrängen ihre Gefühle und überspielen ihre Ängste durch eine betonte Heiterkeit. Herzinfarktpatienten, die mitten aus einem aufgabenreichen Leben gerissen wurden, neigen dazu, ihre körperlichen Beschwerden und ihre Ängste nicht wahrhaben zu wollen, was sich dann unbewusst in Ungeduld oder Aggression ausdrücken kann.
Pflege- und Behandlungsplan bei Herzinfarktpatienten
Mit der Aufnahme des Patienten in die Klinik werden neben dem Aufnahmegespräch die oben genannten diagnostischen Massnahmen durchgeführt. Wird die Infraktdiagnose gesichert, erfolgt die weitere Pflege und Behandlung des Patienten wegen der gefürchteten Komplikationen auf der Intensivstation. In dieser Phase kommt es zur Einteilung der Basismassnahmen.
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