Synonyme für das akute Lungenversagen sind unter anderem:
- das akute Atemnotsyndrom
- die akute respiratorische Insuffizienz
- die Beatmungslunge
- die Schocklunge
- ARDS (= akutes Lungenversagen des Erwachsenen)
Unter akutem Lungenversagen versteht man eine plötzlich einsetzende schwere respiratorische Insuffizienz (Atemschwäche), die auf einer akuten Schädigung der Lunge beruht. Das Syndrom ist gekennzeichnet durch eine gesteigerte Durchlässigkeit (Permeabilität) der Lungenkapillaren, dem Austritt von Plasma und Zellen in das Lungengewebe und einem Anstieg des Lungengefässwiderstandes mit einem erhöhten Blutdruck in den Lungenarterien (pulmonaler Hypertonie). Damit handelt es sich bei einem ARDS um ein nicht kardiogenes Lungenödem.
Häufigkeit der ARDS
Das ARDS ist im Allgemeinen eine seltene Erkrankung. Jedoch wird man auf einer Intensivstation Patienten mit einem beginnenden Lungenversagen oder dem ausgeprägten Bild eines ARDS etwas häufiger antreffen. Insgesamt ist die Zahl der Erkrankungen in den letzten Jahren jedoch rückläufig. Die Sterblichkeitsrate ist sehr hoch. Sie liegt derzeit zwischen 40 und 70%.
Entstehung
Die Schädigung des Lungengewebes ereignet sich sekundär im Rahmen einer akuten entzündlichen Reaktion. Diese kann infektiös bedingt sein (z.B. durch Sepsis) oder traumatisch durch direkte oder indirekte Schädigung der Lunge.
Symptome
Die Symptome sind zunächst unspezifisch. Im Allgemeinen sind drei Stadien und ihre entsprechenden Symptome zu erkennen.
Diagnostik
Die Diagnostik dient der Früherkennung und Stadieneinteilung. Prophylaktische Massnahmen sind zur rechtzeitigen Erkennung des ARDS von zentraler Bedeutung. Ein frühzeitiger Therapiebeginn kann das Vollbild des ARDS verhindern.
Therapie
Die Therapie orientiert sich an den auftretenden Symptomen. Im Mittelpunkt steht die Behandlung der respiratorischen Insuffizienz und des Lungenödems. Sie umfasst die Beatmungstherapie und eine optimale Flüssigkeitsbilanzierung. Zur Therapie der geschädigten Lunge gehört neben der Gabe von Ambroxol die kinetische Therapie. Ein Flüssigkeitsentzug wird durch die Verabreichung von Furosemid erreicht. Erweist sich die Beatmungstherapie als ausgeschöpft, d.h. ist keine Verbesserung durch die Einstellung des Beatmungsgerätes, der medikamentösen Therapie und der Lagerungsmassnahmen zu erkennen dann kann die erkrankte Lunge mit einer extrakorporalen CO2-Elimination (ECMO) behandelt werden. Das Ziel der Therapie ist die Senkung des zu hohen Kohlendioxids im Blut.
Bedeutung für den ARDS-Patienten
Das Auftreten eines akuten Lungenversagens steht immer im Zusammenhang mit einer anderen schweren Erkrankung. Das Krankheitsbild entwickelt sich entweder im Verlauf einer intensivmedizinischen Bereuung oder ein zunächst unauffälliges Krankheitsbild bildet sich zum ARDS aus. Daher wird der Patient zuerst nur die Verschlechterung seiner Grunderkrankung empfinden. Im Vollbild eines ARDS ist er intubiert, wird beatmet und liegt auf einer Intensivstation. In dieser Extremsituation wird er zumeist mit Schmerz- und Schlafmittel in einem künstlichen Koma gehalten, um die sehr anstrengende Intensivtherapie überstehen zu können. Nicht nur der Patient, sondern auch die Angehörigen erleben eine hohe Belastung.
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