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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose

In der Schweiz erkranken pro Jahr fast 500 Personen neu an Multiple Sklerose, auch unter MS bekannt. Die Diagnose bedeutet jedes Mal einen grossen Einschnitt in den Lebensentwurf eines Menschen. Und doch sind die Aussichten der Betroffenen nicht mehr mit jenen von vor zehn Jahren zu vergleichen. Multiple Sklerose ist auch heute noch ein lebenslanger Begleiter, doch sie ist zur behandelbaren Krankheit geworden. Unter der Voraussetzung einer frühen Diagnose und Therapie haben die Betroffenen heute beste Chancen, ihr familiäres und berufliches Leben ohne grössere Einschränkungen zu gestalten. 

Innovative MS-Medikamente und frühzeitige Diagnose

Zwei Dinge sind verantwortlich für den grossen Sprung nach vorne, das neue Bewusstsein bei den Patienten und ein Innovationsschub bei der Therapie. Die Einstellung der Patienten zu ihrer Krankheit ist heute eine ganz andere als noch vor wenigen Jahren. Sie sind auf die Frühsymptome sensibilisiert und gehen schneller zum Arzt. Entsprechend rasch erfolgt auch die Überweisung zum Spezialisten. Das erlaubt eine viel frühere Diagnose, sodass keine wertvolle Zeit mehr verstreicht, bis eine wirksame Therapie gestartet werden kann. Rasche Therapie bedeutet weniger Läsionen und damit weniger Behinderung. Das ist der grösste Fortschritt bei der Behandlung von MS.

Der zweite Grund für die viel bessere Prognose ist die Einführung innovativer MS-Medikamente. Die Zeiten, in denen man den Betroffenen fast ausschliesslich Interferon-Präparate anbieten konnte, sind vorbei. Dank des neuen Medikamentes kann jedem Patienten eine massgeschneiderte, auf seinen Krankheitsverlauf und seinen Alltag abgestimmte Behandlung offeriert werden. Die klassischen Behandlungsschemen gehören der Vergangenheit an, ebenso die herkömmliche Einteilung in Basis- und Eskalationstherapie. Bei sehr aktiver MS können schon von Anfang an die neuen, hochpotenten Medikamente eingesetzt werden. Aktiv heisst, mehr als zwei Schübe im letzten Jahr oder ein Schub bei laufender Therapie.

Den Betroffenen bringen die neuen, viel einfacher anwendbaren Medikamente mit zum Teil ganz neuartigem Wirkmechanismus mehr Freiheit im Alltag sowie eine grundlegende Verbesserung der Langzeitprognose. Nicht nur die Rate an Krankheitsschüben lässt sich reduzieren, sondern auch die Behinderungsprogression wird stark gebremst. Wovon Neurologen jahrzehntelang nur geträumt haben, nämlich Schubfreiheit, keine Progression und keine neuen Krankheitsherde, ist inzwischen bei vielen Patienten möglich.

Neue Behandlungsmöglichkeit — Tabletten gegen Multiple Sklerose

Eine der neusten Behandlungsoptionen ist eine orale Kurzzeittherapie mit langer Wirkung. Die Tabletten werden über einen Zeitraum von zwei Jahren in nur vier kurzen Zyklen eingenommen. In den folgenden zwei Jahren erübrigt sich eine Behandlung. Man vermutet, dass die Wirkung sogar noch länger als vier Jahre anhält. Der Wirkstoff unterbricht Immunreaktionen, die eine zentrale Rolle bei MS spielen. Experten sind überzeugt, dass die neue Therapie die Behandlung von MS erleichtern wird. Die Einfachheit der Einnahme ist neben der guten Wirkung ein wichtiges Argument. Grössere Therapiefreiheit und mehr Lebensqualität sind das Ziel. Die Betroffenen werden nicht mehr ständig an ihre Krankheit erinnert.

Therapietreue — ein Abwägen von Aufwand und Zeit

Entscheidend ist, dass sich eine Therapie gut in das Leben eines MS-Patienten integrieren lässt. Ist der Aufwand zu gross, leidet die Therapietreue. Gleiches gilt wenn Medikamente jahrelang eingenommen werden müssen. Viele MS-Patienten nehmen es mit der Behandlung dann nicht mehr so genau. Es ist belegt, dass die Therapietreue bei Menschen mit chronischen Krankheiten mit jedem Monat abnimmt. So zeigte eine Untersuchung, wie viele MS-Patienten zwei Jahre nach Therapiebeginn noch den ärztlichen Empfehlungen folgten. Gerade mal 30 – 40%. Doch genau die Gewissenhaftigkeit bei der Therapie ist neben dem führen Behandlungsbeginn der entscheidende Faktor, um eine möglichst grosse Freiheit von Krankheitsaktivität zu erreichen.

Gehen Sie diese Fragen gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt durch. Sprechen Sie mit Ihm, wenn es Ihnen schwerfällt, ein Medikament konsequent einzunehmen oder wenn Sie unzufrieden mit der Behandlung sind. Gerade bei MS, einer Krankheit, die einen Menschen ein Leben lang begleitete, braucht es ein Behandlungspakt zwischen Arzt und Patient. Je besser sich ein Patient in die Therapieentscheidungen und in den Behandlungsplan eingebunden fühlt, desto grösser sind die Therapietreue und der Behandlungserfolg.

Magazin "Sprechstunde Dorktor Stutz" Nr. 2, Mai / Juni 2020

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