Überschreitet der Knochenabbau die Knochenneubildung, kommt es zu einer Herabsetzung des Mineralisationsgrades, zur Entkalkung, im Knochen. Dieser für das fortgeschrittene Alter typische Abbauprozess wird als Osteoporose bezeichnet.
Derzeit sind ca. 5 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt, davon ca. 800 000 Männer.
Die postmenopausale Osteoporose hat viele Risikofaktoren: familiäre Belastung, Nullipara, Untergewicht, schlanker Habitus, Ernährungsfaktoren (übermässiger Tabak-, Alkohol-, Kaffeegenuss, kalziumarme Ernährung), Bewegungsmangel, frühe Menopause, Ovarektomie. Auch einige Medikamente können bei langandauernder Einnahme zu Osteoporose führen, z.B. Glukokortikoide (eingesetzt u.a. bei Asthma bronchiale, chronischer Polyarthritis).
Symptome
Eine generalisierte Osteoporose leichten Grades macht meist keine Beschwerden. Entsteht sie jedoch sekundär, d-h als Folge einer Hormonstörung, schreitet die Entkalkung oft schnell fort, das heftige Schmerzen auftreten. Häufig ist die Wirbelsäule betroffen, was zu mehr oder weniger ausgeprägter Buckelbildung (Kyphose) und bei Belastung zu Kompressionsbrüchen der Wirbelsäule führen kann. Die Schmerzen sind entweder diffus oder wegen der auftretenden Muskelverspannungen oft nur schwer lokalisierbar. Sie können aber auch streng auf den betroffenen Bezirk beschränkt sein.
Diagnostik
Die Röntgenaufnahme ist zur Diagnosefindung sehr hilfreich: Lenden- und Brustwirbelsäule in 2 Ebenen, zusätzlich Beckenübersicht, Hand und Schädel röntgen. Eine verminderte Knochendichte ist erst ab einem Verlust von 30% zu erkennen, daher ist die Knochendichteanalyse zur Frühdiagnose ungeeignet. Besonders die Wiebelkörper der Wirbelsäule zeigen bei manifester Osteoporose auffällige Veränderungen: Fischwirbel, Flachwirbel, Keilwirbel, Bodenplatteneinbruch.
Bedeutung für den Patienten
Die Osteoporose hat als Krankheitsbild, das sich vor allem im Alter herauskristallisiert und durch die unterschiedliche Schwere des Parientenschicksals auffällt, an Bedeutung zugenommen. Für die Betroffenen, überwiegend Frauen, kann die Krankheit zu einem teilweisen bis vollständigen Verlaust an Selbstständigkeit führen. Sie sind auf die Hilfe anderer angewiesen, die alltäglichen Dinge können nicht mehr selbst erledigt werden und es entstehen Abhängigkeiten.
Die Einschränkung der persönlichen Bewegungsfreiheit hat auch Auswirkungen auf die sozialen Kontakte. Besucht von kulturellen Veranstaltungen, bei Freunden oder Familie werden für die Betroffenen kompliziert, die Hilfe von Drittpersonen wird notwendig. Dies führt in vielen Fällen zu einer Vereinsamung der Osteoporosekranken.
Lange Zeit verläuft der Knochenabbau unbemerkt, bis eine kritische Knochenmasse unterschritten wird und unverhofft der erste Knochenbruch – manchmal auch ohne äusseren Anlass – auftritt. Anfangs erst als starke Rückenschmerzen oder «Hexenschuss» bagatellisiert, kommt es zu Deformationen des Skeletts infolge von Wirbelkörpereinbrüchen.
Die Osteoporosekranken leidet unter der zusammengesunkenen Körperhaltung; der kauf passender Kleidung wird zum Problem. Hinzu kommen heftige Schmerzen, die oft Tag und Nacht anhalten. Weitere, unter anderem durch die Veränderungen der Körperstatik bedingte Folgen sind typische Frakturen des Unterarms oder in Schultergelenksnähe, die durch einfaches Hinfallen entstehen. Die schwerwiegendste Folge der Osteoporose ist jedoch die Schenkelhalsfraktur, die für viele Patientinnen zu einer bleibenden Behinderung führt.
Etwa 30% der nach Hause entlassenen Patienten benötigen Gehhilfen (Gehstock, Gehbock oder Rollator) oder kommen nicht ohne andere Hilfsmittel für den Alltag aus.
Die Remobilisierung des Patienten ist eine wichtige Komponente in der Osteoporosebehandlung, denn ohne Bewegung wird die pharmakologische Therapie weniger wirksam sein. Betroffene, die schon längere Zeit an Osteoporose erkrankt sind, sollten motiviert werden, ihre gymnastischen Bewegungsübungen, die sie zu Hause begonnen haben, auch in der Klinik weiterzuführen.
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