Hilfsmittel bei Rheuma
Die Durchführung der Körperpflege kann durch zahlreiche Hilfsmittel erleichtert werden:
Eine ergonomisch geformte Haarbürste mit einem langen Stil ermöglicht dem Patienten, Funktionseinschränkungen im Schultergelenk auszugleichen. Die Schwierigkeit, Bewegungen mit einer Hand über den Kopf zur gegenüberliegenden Seite beim Waschen auszuführen, werden so eventuell durch dieses Hilfsmittel kompensiert. Das gleiche Problem kann auch die Haarpflege erschweren. Ein spezieller Kamm kann dies trotzdem ermöglichen.
Die Tür zum Badezimmer und WC sollte mit einem speziellen Öffner oder Griff versehen sein, um einem Spezialgriff ausgerüstete Armaturen am Waschbecken oder in der Dusche erleichtern das Waschen, darüber hinaus können weitere Sicherheitsmassnahmen die Motivation zur Eigentätigkeit erhöhen und so die Angst vorm Fallen oder Ausrutschen vermindern.
Eine Toilettensitzerhöhung erleichtert das Hin- und Aufsetzen.
Eine rutschfeste Einlage in der Dusche oder in der Badewanne in Verbindung mit Haltegriffen und Sitzmöglichkeiten in der Dusche und einem Badewannenlift sind für den Patienten wertvolle Hilfen im Alltag! Wenn diese auch im Krankenhaus vorhanden sind, wird das Erlernen des Umgangs mit diesen wertvollen Hilfsmitteln möglich gemacht.
Rheumatische und degenerative Erkrankungen
Ein entzündliches Gelenkleiden bezeichnet man als Arthritis. Die degenerative, fortschreitende Verschleiss- oder Abnutzungserkrankung der Gelenke wird dagegen Arthrose genannt.
Degenerative Gelenkerkrankungen
Dabei handelt es sich um eine Degeneration des Knorpelgewebes mit sekundärer Knochenläsion und entzündlich bedingter Schrumpfung der Gelenkkapsel. Die morphologischen Veränderungen gehen nicht immer mit einer entsprechenden klinischen Symptomatik einher. Im deutschen Sprachraum konzentriert sich der Blick auf das degenerative Geschehen (Arthrose), während im angloamerikanischen Sprachraum die klinische Symptomatik im Vordergrund steht (Osteoarthritis).
Die Arthrosis deformans entwickelt sich stets aus einem Missverhältnis zwischen Belastung und Belastungsfähigkeit des Gelenkes. Ursache für eine primäre Arthrose ist eine Minderwertigkeit des Knorpelgewebes. Sekundäre Arthrosen entwickeln sich aufgrund metabolischer Störungen, Fehlbelastungen, Traumen, Entzündungen oder altersabhängig.
Entzündlich rheumatische Gelenkerkrankungen
«Rheuma» ist ein verwirrender Sammelbegriff für zahlreiche Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, die durch ihren fliessenden Schmerzcharakter gezeichnet sind. Unter dem Begriff Rheuma sind etwa 100 Krankheiten mit unterschiedlicher Ursache und Pathogenese zusammengefasst. Die Lokalisation, Ausprägung und Prognose der jeweiligen Erkrankung ist höchst unterschiedlich. Es lassen sich daher ca. 300 – 400 rheumatologische Krankheitsbilder voneinander abgrenzen.
Nach Art und Lokalisation der Erkrankung unterscheidet die Rheumatologie zwischen:
Entzündlichem Rheuma: entzündlich rheumatischen Gelenkerkrankungen im engeren Sinne.
Degenerativ Rheumatische Erkrankungen: Hierin werden alle degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrosen) zusammengefasst. Diese stehen weder ätiologisch noch pathogenetisch in einem Zusammenhang mit dem entzündlichen Rheumatismus.
Weichteilrheumatismus: verschiedenartigste entzündliche und degenerative Erkrankungen an Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden und Bändern.
Bedeutung für den Patienten
Entsprechend der Vielfältigkeit der Krankheitsbilder Rheuma und degenerative Erkrankungen werden auf den jeweiligen Stationen Patienten mit der unterschiedlichsten Symptomatik pflegerisch versorgt. Es handelt sich dabei um Patienten mit akuten und chronisch verlaufenden entzündlichen Gelenk-, Muskel- und Bindegewebserkrankungen oder degenerativen Gelenkerkrankungen. Typisch für rheumatologische Abteilungen ist, dass es sich häufig um chronisch kranke Menschen handelt. Sie befinden sich zum einen entweder im akuten Schub oder haben Schmerzen und Einschränkungen aufgrund der langjährig bestehenden Erkrankung. Eine besondere Aufgabe in der Betreuung chronisch Kranker besteht darin, Folgeschäden zu vermeiden, die zu einem deutlichen Verlust der Lebensqualität führen würden. Kontakturen oder Deformierungen von Gelenken können zu dauerhaften Behinderungen werden, die über die Bewegungseinschränkung hinaus eine besondere psychische Belastung für den Patienten bedeuten. Das Pflegepersonal erfüllt somit zahlreiche Aufgaben, die ein ganzheitliches pflegerisches Verständnis fordern.
Wichtigstes pflegerisches Ziel ist es – trotz der Einschränkungen -, die maximale Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten. Dies gelingt vor allem dadurch, dass Folgeschäden durch die Erkrankungen grösstmöglich vermieden werden. Somit ist es für das Pflegepersonal unabdingbar, umfassendes Wissen über die Dinge zu haben, die den Patienten ein Leben lang begleiten: Kenntnisse über das Krankheitsbild oder z.B. über die verschiedenen medikamentösen und physiotherapeutischen Behandlungsansätze genauso wie die Grundlagen psychologischer Patientenbetreuung. Nur so kann eine umfassende Begleitung des Patienten und eine Einschätzung seiner jeweiligen Befindlichkeit gelingen, die stark abhängig ist vom aktuellen Krankheitsbild, aber auch von der Belastung durch die Therapie, z.B. die Wirkungen und Nebenwirkungen der «Rheuma-Mittel». Der Mensch ist in seiner Gesamtheit betroffen, er erlebt die Notwendigkeit, sein Leben auf seine Krankheit hin auszurichten. Von den Pflegenden kann er oftmals wertvolle Informationen und Hilfen zur Neuorientierung erhalten.