Der moderne westliche Lebensstil begünstigt einen hohen Blutdruck. Eine besondere Rolle spielen dabei fünf Faktoren, die sich allesamt ungünstig auf den Blutdruck auswirken.
Bewegungsmangel
In den vergangenen hundert Jahren hat sich unser Leben in Bezug auf die Bewegung massgeblich verändert. Dank Auto, Schnellzug und Flugzeug legen wir grosse Distanzen in atemberaubender Geschwindigkeit zurück, ohne uns selbst zu bewegen. In Gebäuden ersetzen Rolltreppen und Aufzüge das Treppensteigen. Zum Arbeitsplatz und zum Einkaufen fahren wir ebenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Selbst in der Landwirtschaft ersetzen heute überwiegend Maschinen die körperliche Arbeit der Bauern. Das hat enorme Vorteile, denn Gelenke und Wirbelsäule verschleissen nicht mehr so schnell. Andererseits werden wir immer träger, was sich auf den ganzen Organismus auswirkt und Übergewicht produziert, zumal die Ernährung üppiger und nährstoffhaltiger ist denn je.
Übergewicht
Noch nie ging es uns so gut wie heute, was die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Lebensmittel betrifft. In Kombination mit einem Mangel an Bewegung führt das dazu, dass sich vor allem in der Bauchhöhle Fett ablagert, weil der Körper die viele Energie, die er über die Nahrung bekommt, gar nicht verbraucht. Normalerweise wird Fett als Wärmehülle gebraucht und im Unterhautfettgewebe abgelagert. Solche Fettpölsterchen sind ebenso ungefährlich wie ein rundes Gesäss oder breite Hüften bei Frauen. Wenn sich Fettzellen (Adipozyten) jedoch in der Bauchhöhle ablagern, geschieht das aus purem Überfluss, weil der Körper über die Nahrung (Alkohol) zu viele Triglyzeride aufgebaut hat und diese in Form von Fettzellen ablagert. Dafür nutzt er die Bauchhöhle. Dieses Bauchfett ist hochaktiv: Es bildet vermehrt Wachstums- und Lockstoffe für Entzündungszellen und aktiviert die Blutgerinnung. Grundsätzlich können das zwar alle Fettzellen, das Bauchfett ist diesbezüglich aber vierfach aktiver als anderes Fettgewebe. Gesteigerte Entzündungsbereitschaft und aktivierte Blutgerinnung sind jedoch genau der Stoff, aus dem Arteriosklerose gemacht ist: die gefürchtete Adernverkalkung, bei der Ablagerungen und Blutgerinnsel die Arterien verstopfen - Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Deshalb ist übermässiges Bauchfett einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
So schmilzt das Bauchfett
Bauchfett bringen Sie am sichersten zum Schmelzen, wenn Sie mindestens einmal täglich richtig ins Schwitzen kommen. Ob morgens, mittags oder abends ist völlig egal und es spielt auch keine Rolle, ob Sie Treppen steigen oder eine Runde durch den Park joggen. Fett lässt sich nur über Eigenbewegung verbrennen, bei der kräftig Wärme erzeugt wird. Beim Fasten schmelzen die Fettpolster zwar auch, sie sind aber danach meist schnell wieder drauf.
Stress und Rauchen
Starker Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem, das die Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft steigert, auf Hochtouren läuft. Dadurch wird die Spannung in den herzfern liegenden kleinen Arterien anhaltend erhöht, wodurch diese sich verengen und der Widerstand zunimmt: Der Blutdruck steigt, und zwar vor allem der untere Wert. Je höher aber diese Grundspannung ist, desto weniger schwingungsfähig ist der Blutdruck insgesamt, weil er ständig hochreguliert ist. Ausserdem verursacht die hohe Spannung im sympathischen Nervensystem die Ausschüttung des Hormons Angiotensin, das vor allem die kleinen Blutgefässe eng stellt - was den Blutdruck noch mehr erhöht. Auch die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs tragen zu einem hohen Blutdruck bei: Sie schädigen die Innenhaut in den Arterien und fördern so Arteriosklerose
Hoher Salzkonsum
Früher war Salz ein kostbarer Schatz, der äusserst sparsam verwendet wurde. Heute gehen wir verschwenderisch damit um.
Nicht nur, weil es spottbillig geworden ist, sondern auch, weil Salz etwas mit Wachheit zu tun hat. Menschen mit niedrigem Blutdruck, die sich oft müde und schlapp fühlen, können mit einer Tasse heisser, salziger Brühe sofort ihren Blutdruck steigern und sich damit auf Touren bringen.
Salz hat aber auch einen Einfluss auf die Eigenständigkeit. Auch wenn es seltsam klingt: Je eigenständiger die Menschheit wurde, desto mehr Salz wurde verbraucht. Naturvölker, die noch stark mit dem Kosmos verbunden sind, konsumieren weniger als ein Gramm Salz pro Tag und kennen keinen hohen Blutdruck. Westeuropäer dagegen verspeisen oft ohne weiteres 15 Gramm Salz täglich (drei Teelöffel). Salzarme Kost mit maximal sechs Gramm Salz pro Tag schmeckt für die meisten Menschen heute unerträglich fade. Sie kann jedoch bei salzempfindlichen Personen - das ist rund die Hälfte der Bluthochdruckpatienten! - dazu beitragen, den Blutdruck um bis zu 15 mmHg zu senken. Ob Sie dazugehören, können Sie ausprobieren, indem Sie sich für eine Weile salzarm ernähren und dabei beobachten, ob der Blutdruck sinkt. Für den guten Geschmack können Sie statt Salz viele frische Kräuter verwenden.
(Buch: Bluthochdruck senken, Annette Bopp | Dr. Thomas Breitkreuz)